Unabhängig mit Freifunk

Ich bin nun auch unter die Freifunker gegangen und stelle meinen Nachbarn und der Liegewiese vor meinem Haus freies Internet mit einem speziell eingerichteten WLAN-Router zur Verfügung. Bei diesem tollen Wetter wie heute verursachte die Wiese eine rege Benutzung des Angebots und es waren teilweise 6 Geräte gleichzeitig verbunden. Ich habe diesem Freifunk-Knotenpunkt den Namen ‘Freifunk-Baxter1’ gegeben, falls Ihr auf der Karte danach suchen möchtet.

Das Freifunknetz ist ein eigenständiges und autonomes IPv6-Netzwerk, welches über die Verbindung benachbarter Freifunk-Knotenpunkte (WLAN-Router) gebildet wird. Topologisch entsteht dadurch ein Maschennetzwerk, d.h. viele Knotenpunkte sind mit vielen anderen Knotenpunkten über WLAN verbunden. Ein gut ausgebautes Maschennetz ist dadurch schwer zu zerschlagen. Selbst wenn ein Knotenpunkt ausfällt, ist die Verbindung über einen anderen Knoten sichergestellt. Momentan ist in Hamburg die Knotendichte allerdings noch nicht hoch genug, dass die Knotenpunkte alle autonom per Funk untereinander kommunizieren könnten, deswegen überbrückt man funkfreie Strecken mit Hilfe eines Internettunnel. Aus dem Freifunknetzwerk herraus gelangt man dann über größere Gateways in das Internet und kann ganz normal surfen. Diese Gateways befreien den Routerbesitzer gleichzeit von der Störerhaftung, da diese Gateways z.B. in den Niederlanden stehen oder sogar als Internetprovider angemeldet sind.

Was ich am Freifunken toll finde:

  • Es entsteht ein unabhängies Netzwerk, ein Bürgernetz, ausserhalb der Kontrolle durch staatliche Stellen oder Firmen.
  • Es ist ein offenes Netzwerk, dass jeder erweitern oder auch einfach nur nutzen kann. Z.B. kann sich ein Café einen Freifunkrouter hinstellen und so sorgenfrei seinen Besuchern Internet anbieten.
  • Durch die Benutzung des Internet-Gatways bin ich für den Geheimdienst nicht mehr so einfach zurückzuverfolgen. Ich komme aus den tiefen des Freifunknetzwerkes.
  • Ich kann wieder vernünftig YouTube gucken, da ich über einen Niederländischen Gateway surfe.
  • Es gibt eine aktive Community im Hamburger Freifunk und jeden Montag ein regelmäßiges Treffen.
  • Freifunkrouter kann man als günstige und einfach zu bedienende WLAN-Repeater verwenden. Einfach ein paar hintereinander stellen, den Ersten mit einer Internetverbindung und schon kann man Entfernungen überbrücken und das Netz in Bereiche bringen, wo man es nicht geahnt hat.
  • Das Freifunknetz wird von Enthusiasten entwickelt, ausschließlich mit freier Software und ohne wirtschaftliche Interessen.

Vor 2 Jahren hatte ich es schon einmal versucht einen Freifunkrouter laufen zu lassen, allerdings war damals die Admin-Oberfläche bzw. die Firmware noch etwas kompliziert zu bedienen. Da hat sich einiges getan, eigentlich funktioniert inzwischen so gut wie alles automatisch, so dass jeder Laie sich ein Knotenpunkt einrichten kann.
Viel problematischer damals war allerdings die Tatsache, dass die Bereitstellung des Internet für die Freifunkuser über den eigenen Internetanschluss funktioniert, also man fungierte selber als Internet-Gateway. Dies führt in Deutschland bekanntlich zu rechtlichen Problemen mit der Störerhaftung. Dieses Problem ist seit geraumer Zeit elegant gelöst worden, indem der komplette Datenverkehr per VPN, also verschlüsselt, zu einem großem Internet-Gateway getunnelt wird. So ist es ausgeschlossen, dass der Verkehr auf den eigenen Anschluss zurückverfolgt wird.

Um die Hamburger Firmware, die von der Lübecker abstammt, auf den Router zu bekommen, braucht man ein bestimmtes Modell. Ich habe mich für einen günstigen WR841ND von TP-Link entschieden. Und für eine bessere Ausnutzung der Funkleistung noch ein paar größere Antennen mit 9dBi.

Also vielleicht habt Ihr Lust mitzumachen, einen Router ans Fenster oder den Dachboden zu stellen und Euren Gästen und Nachbarn freies Netz für freie Bürger anzubieten. Je größer das Netz wird, desto robuster ist es auch. Kostenpunkt ca. 30 Euro. Ich helfe Euch gerne oder stelle Euch sogar einen fertig konfigurierten Router hin, wenn Ihr gar keine Arbeit haben möchtet.

Besucht die Seite der Hamburger Community:
http://hamburg.freifunk.net